gedichte
Mach ein Lied
Mach ein Lied
aus dem, was du so denkst.
und sag mir doch,
was deine Schritte lenkt.
sag mir doch einfach,
wie du mich liebst,
und dass du mir
immer und immer wieder vergibst.
Die Nacht bricht an
mit hellem Sternenschein,
der dunkle Tag ist fast vorbei,
rund um mein Herz
rankt roter süßer Wein
und morgen steh ich auf und schrei.
daß
daß die worte aus mir brechen
die mich innerlich verletzen
und mich bis hierher getrieben
daß die worte aus mir brechen
die mich bis hierher verletzt
und mich innerlich getrieben
feldweg
einst
zogen
in seinen spuren
alte lieder
mühsam
übers land.
heut gehst du,
zwingst
aus dem stein,
aus dem sand,
dem trockenen
kein wort.
nicht zu spät
welcher ruf an mich ergeht
was für ein wind
durch meinen schatten weht
ich bin es
der noch unbetroffen steht
heut ist es
und morgen nicht zu spät
viel sprache
viel sprache
spült der wind
die zeit entlang
sie fällt
und steigt
und wird
zum singen
lebt
zeit und wind
jede bewegung nach
da geht sie
laß sie gehen
jeden gang
ist doch getrieben ihren weg
jugendherbst
flußabwärts
gingen wir
die schmalen pfade
und schwammen
fast lautlos mit
dem weißen mond.
mit den jungen bäumen
bogen wir uns
im windweg;
und ruhten wir,
griffen die hände
tief in die erde.
die zeit erst
spannte den bogen
in uns, daß wir klingen
wie glasdrähte.
die schnellen lieder
von heute
werden auf uns gespielt.
phrase
sinnentleert
liegt der gedanke
am boden des wortes
zerstört,
der satz
totgeboren.
versuch
zwischen
hingabe und flucht,
zugeständnis und zurückhaltung,
liebe und haß,
in die eigene stumpfheit hinein
sich begreifen
als versuch.
sprache
rissig sind die lieder
und die worte janusköpfig.
die lügen haben lange beine.
die sprache,
ein stumpfes schwert,
breite wunden
reißt sie beim treffen.
abschied ohne bedeutung
die haut voneinander nehmen,
und der wind geht dazwischen.
Stille
wir
kennen
nur
das
schweigen,
das
unser
reden
bricht.
wir kennen nicht die stille, die unser schweigen trägt.
für nono
wein
durch mich
hinweg
wilder wein
trag die zeit
nun
an mein bett
deine zeit meine zeit
warte noch an der tür
bis sie nicht mehr schließt
gründe findest du verlierst du
komm und geh
ich bin das gehetzte tier
ich bin das gehetzte tier
in der stadt
bedrückt
von nebeln
aus wasser und sprache.
in die schatten der alten häuser
gehe ich,
ruhe mich aus
in den muffigen seelen ihrer treppen.
stadtherbst
wind noch
vögel und
wolkenzug
erinnern mich an den herbst
den ich in lichten wäldern
einst betrat.
die fassaden der stadt
haben die jahreszeiten
geschluckt.
der wind nur
geht mir durchs haar.
lied beim gehen
niedriger wird der flug des kranichs,
wenn er im süden sein ziel erreicht.
doch ist ihm das laubland vertraut geworden,
steigt er wieder dem fliehenden winter entgegen.
die hand nun geben und gehend lachen
und wieder schon aufgestiegen sein;
es bleiben winterländler genug
zum erfrieren und überleben.
die liebt nur, die singen auf kahlen zweigen schon,
wenn der fremde noch meint, dies land sei gesanglos.
die tauben und spatzen, sie bleiben,
weil sie nicht sterben auf ödem land.
die corycische höhle
trittst du
aus der höhle von corycos
und deine gedanken
sind von der schärfe der schatten
zerschnitten,
so opfere
dein stammeln ariadne.
karneval der späten worte
in ihren schönsten kostümen
promenieren die späten worte.
mit geschliffenen schnörkeln
die runzligen ärsche verdeckend.
von krepp und plüsch umrahmt
das immer schon so gesagte,
nie wahrgewesene.
in neuen formulierungen
der alte befehl
nun als bitte
wer folgt,
fällt in einen sumpf
drapierter lügen.
wie das licht
einst
saßen die alten
am feuer
bis asche nur blieb.
wie das licht,
das wir brennen,
leben wir.
lügenring
lügenring
lügenring
dreh dich schnell
über den finger
hab ich dich gestreift
lügenring
lügenring
dreh dich schnell
bevor ich billiger dich verkauf
ruhig geht die zeit
ruhig geht die zeit
von atem zu atem,
und erst wenn das letzte wort
den raum still werden läßt,
geht sie in die blaue mitte der welt.
mein freund
hast dich in kleinigkeiten verloren,
von mancher schwelle den fuß genommen,
den scharfen blick in die ecke gestellt.
was für eine zeit
hat in deine klaren augen
einen stein geworfen?
komm,
laß uns einkehren,
unsere fragen neu zu schärfen.
essen
mit dem hunger
sich tief
ins weiße brot lehnen
den durst
in warmer milch
ertränken
und alles
was sich spiegelt
ist satt
träumerei
aus einem stillen haus
bist du gekommen
hast mir träume
in die augen gelegt
wie licht waren sie
im labyrinth meiner gedanken
zarathustra
lange habe ich
unter den dunklen himmeln gelegen,
bis mir die seele
zu blauem kristall erstarrte.
das leere echo der städte
rief mich nicht rechtzeitig,
die liebe breitete ihr wärmendes zelt
nicht über meinem herzen.
mein zimmer barg mich umsonst,
täuschte umsonst.
selbst meinen freunden bin ich entkommen.
sie hätten fast mich gebunden.
Entblindung
Kurz sagen
was man schon lange will
Steine auf die Blicke legen
bei der Entblindung
die Schweigelinien kreuzen
bis sie schreien
Die Schreie bündeln
bis zum Ersticken
die Schreie
die Flakscheinwerfer
bis zur Verblendung
zur Erleuchtung
Ich vergehe
Ich vergehe
ich vergehe an dir
ich vergehe mich an dir
ich vergebe
ich vergebe dir
ich vergebe mich an dich
ich vergebe mir
ich habe mich vergangen
ich bin dir vergangen
ich bin vergangen
Träume
Trinke im Nebel
die Lieder
gefrorener Stille
aus dem silbrigen Rasen
steigen
die Träume
versunkener
Geschlechter.